Erfahrungsbericht einer Mutter

Erfahrungsbericht einer Mutter, deren Tochter im Teenageralter mit der Krankheit konfrontiert wurde:

Dichtes gesundes Haar steht für Erfolg, Jugend und Schönheit. Genau diese Attribute erfüllte meine Tochter, bis sie mir eines Tages, als sie 14 Jahre alt war, eine kleine, kahle, kreisrunde Stelle am Nacken zeigte. Wir vereinbarten sofort einen Termin beim Hausarzt, welcher meinte, es könnte sich um kreisrunden Haarausfall handeln. Er vermaß die Stelle und erwartete uns in ein paar Wochen für eine Nachkontrolle. Die Auffälligkeit im Nacken wurde im Laufe dieser Zeit aber größer und meine Tochter wurde zu einem Spezialisten in St. Gallen überwiesen. Der Facharzt bestätigte aber leider die Diagnose des Hausarztes. Es handelt sich eindeutig um Alopecia Areata. Mir schossen 1000 Gedanken durch den Kopf! Wird meine Tochter gerade jetzt in der Pubertät, eine Zeit in der viele Jugendliche Kopf stehen, mit so einer Hiobsbotschaft umgehen können? Ich versuchte stark zu sein und die Ruhe zu bewahren. Es folgten einige Therapien und viele gutgemeinte Ratschläge von Ärzten, Freunden und Bekannten.

In den kommenden zwei Jahren verlor meine Tochter jedoch laufend mehr Haare und für uns alle war diese Zeit wirklich nicht einfach. Wir teilten uns ein Badezimmer und mir zerriss es das Herz, als ich tagtäglich mit dem Staubsauger immer mehr Haare einsaugen musste. Meine Tochter hatte so eine wundervolle, lockige Haarpracht und wurde gerade wegen dieser immer wieder bewundert. Mit 16 Jahren musste sie handeln und sich mit einer Perücke aushelfen. Sie begann gerade eine Lehre, musste sich auf Arbeit und Schule konzentrieren, verliebte sich das erste Mal und dann noch diese Krankheit. Die Familie versuchte unsere Tochter zu unterstützen und zu helfen, nur ihr älterer Bruder konnte sehr schlecht mit ihrer Erkrankung umgehen.

Ich bin sehr pragmatisch und habe eigentlich von Anfang an immer an eine Besserung geglaubt! Vielleicht hat meine Tochter ja irgendwann weniger Stress die Lebensumstände ändern sich und die Haare wachsen wieder nach. Mittlerweile sind seit Ausbruch der Krankheit 15 Jahre vergangen. Aus ihr ist eine tolle, selbstbewusste und couragierte Persönlichkeit geworden, welche mit beiden Beinen im Leben steht sowohl beruflich wie auch privat. Ich bin sehr, sehr stolz auf sie, wie sie mit ihrer Krankheit umgeht und nun anderen Betroffenen Mut macht und vorzeigt, dass ein Leben mit Alopecia durchaus auch Spass machen kann!

Meine Tochter setzt sich aktiv in diesem Verein ein und versucht heute Betroffenen Mut und Zuversicht zu vermitteln und so aufrecht, energiegeladen und offen durchs Leben zu schreiten.